Page 10 - Hund & Jagd Nr.1
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Titelthema
Weisen Fingerprints in die richtige Richtung?
Interview mit Professor Jörg Epplen
Professor Dr. Jörg Epplen, der an der Ruhr-Univer-
sität in Bochum einen Lehrstuhl inne hat, ist Mitglied
des Wissenschaftlichen Beirats des VDH, Jagdpäch-
ter und Führer zweier Weimaraner-Hündinnen.
Hund & Jagd: Epplen:
Zeigt die Initiative des VDH-Präsidenten Professor Peter DNA-Biobanken lassen stets sofort über das genetische Ma-
Friedrich für genetische Fingerprints in der Hundezucht in die terial verfügen, auch dann noch, wenn ein Hund nicht mehr
richtige Richtung? untersucht werden kann (Tod, Weigerung eines Halters etc.).
Völlig neue Fragestellungen können später untersucht und
Prof. Jörg Epplen: andere technische Verfahren können angewandt werden.
Im Prinzip ja; dieses genetische Untersuchungsverfahren Beispielsweise dauerte es früher meist einige Jahre, bis ein
sichert zumindest, dass in den Zuchtbüchern die aktuellen genetischer Defekt identifiziert worden war. Heute benötigt
Abstammungen stimmen. Allerdings kann mit genetischen man dazu meist nur einige Monate.
Fingerabdrücken nie mehr ausgesagt werden, als dass es
sich um das Material des untersuchten Hundeindividuums Hund & Jagd:
handelt. Im Vergleich mit den angegebenen Elterntieren Mit welchen Kosten müssen Züchter beim Biobanking-Ver-
bzw. deren genetischen Fingerabdrücken kann dann die fahren rechnen?
Abstammung sicher nachvollzogen oder aber sicher abge-
lehnt werden. Allerdings ist das verwendete Erbgut damit Epplen:
verbraucht, und spätere Fragestellungen zu beantworten, ist Für DNA-Reinigung, Mengen- und Qualitätskontrolle sowie
dann nicht mehr möglich. unbegrenzte Einlagerung werden 40 Euro in Rechnung ge-
stellt. Weitere Untersuchungen, die später beauftragt wer-
Hund & Jagd: den, verbilligen sich, da die DNA bereits gebrauchsfertig
Was sind Fingerprints? tiefgefroren vorliegt.
Epplen: Hund & Jagd:
Genetische Fingerprints lassen alle genetisch verschiede- Ein Blick in die Zukunft der Hundezucht?
nen Hunde unterscheiden, außer eineiigen Zwillingen, die
wahrscheinlich beim Hund nur extrem selten auftreten - viel Epplen:
seltener als z.B. beim Menschen. Genetische Fingerprints Grundvoraussetzung für verantwortliche Rassezucht heutzu-
werden aus dem Erbmaterial der DNA durch ein biochemi- tage ist das Erbe der Rasse zu bewahren, genetisch gespro-
sches Verfielfältigungsverfahren hergestellt. Dabei werden chen die gesamte genetische Breite bzw. Vielfalt, die derzeit
solche Abschnitte des Erbguts verwendet, die ganz beson- noch vorhanden ist, zu konservieren. Ein wesentliches Mit-
ders variabel sind. Somit lassen sich viele bzw. praktisch tel dazu ist zunächst DNA-Biobanking: Mit den DNAs aller
alle Hunde einwandfrei anhand ihrer genetischen Finger- Zuchthunde können alle möglichen genetischen Untersu-
prints unterscheiden. chungen auf sehr lange Sicht hin durchgeführt werden. In
vielen Rassen ergeben sich urplötzlich Fragestellungen, die
Hund & Jagd: vorher nicht gesehen werden konnten, z.B. Fälle von PRA.
Was ist der Unterschied zu Biobanking? Anhand der eingelagerten DNAs kann unmittelbar mit den
Untersuchungen begonnen werden.
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