Page 6 - Hund & Jagd Nr.1
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Titelthema
Augen auf
beim Welpenkauf!
Gar keine Frage: Zur Jagd gehört der Hund! Man stelle sich nur die saublöde Situation
vor, dass im letzten Licht der erhoffte Bock anwechselt und den Schuss mit einigen
Sprüngen in eine Windwurffläche quittiert. Licht weg, Bock weg – und jetzt?
Nein, zur Jagd gehört nicht nur aus Tierschutzgründen ein Warum ist das so wichtig? Immerhin gibt es doch ausrei-
brauchbarer Hund. Auch die Vernunft schreibt das vor. chend Tierärzte, die im Fall der Fälle schon reparieren, was
Jeder Jäger, vom Jungjäger bis zum grünen Veteranen, wird zu reparieren ist.
sich „seinen“ Hund danach auswählen, welche Jagdarten er Einige Beispiele zeigen, weshalb die Gesundheit der Hunde
bevorzugt betreibt. eine so überragende Rolle spielt:
Für Stöberjagden bieten sich Terrier, Teckel, Bracken und
Wachtelhunde an. Am Wasser und im Feld kommen Kurz- Deutsch-Wachtel
haar, Drahthaar, Griffon, Weimaraner und so manch andere Im Verein für Deutsche Wachtelhunde hatte die Zucht mit
großrahmige Rasse zum Zug. kranken Hunden lange Jahre System. 2003 wurden zahlrei-
Vollgebrauchshunde wie der Deutsch-Drahthaar empfehlen che Wachtelhunde von Wissenschaftlern untersucht. Das
sich für fast jede Arbeit über der Erde, auch für die Nachsu- Ergebnis war erschreckend. Viele der untersuchten Hunde
che. Und wird diese kompliziert, dann wird sowieso der Spe- litten an vererbbaren Skeletterkrankungen. Betroffen waren
zialist mit seinem BGS oder Hannoverschen Schweißhund auch Hundezwinger von Vorstandsmitgliedern. Und was
gerufen. nun folgte, gehört wohl zu den größten Zuchtskandalen im
Natürlich wird der Hund nicht nur für die Jagd angeschafft, er deutschen Jagdgebrauchshundwesen. Die Untersuchung
hat auch ein Leben davor und danach: Wie ist sein Wesen? verschwand in den Schubladen der Vorstandsmitglieder. Mit
Passt er zur Familie? Welche Ansprüche hat der Hund in der den erkrankten Hunden wurde und wird zum Teil bis heute
jagdarmen Zeit? weiter gezüchtet. Zuchtsperren wurden nicht bekannt.
Viele Fragen, die sich vor der Anschaffung eines Hundes
stellen. Doch eine Frage taucht dabei recht selten auf: Wie
ist es um die Gesundheit der Hunderasse bestellt, für die
man sich entscheiden möchte?
Wer nicht gerade Insider in einem der Zuchtvereine ist, er-
fährt kaum etwas über Gesundheitsprobleme, verfehlte
Zuchtlenkung oder zum Teil geradezu kriminelle Energie von
Züchtern, die ihre Welpen an Herrchen oder Frauchen brin-
gen, weil sie davon leben müssen.
Doch es ist gerade die Gesundheit des Hundes, die bei al-
len Überlegungen zur Anschaffung hinterfragt werden muss.
Erst danach folgen Fragen zu den Anlagen und dem Wesen
des Hundes. Die Form oder der Haarwert des Hundes spie-
len in diesem Zusammenhang eine nachrangige Rolle.
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