Page 7 - Hund & Jagd Nr.1
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Titelthema
Deutsch-Kurzhaar (DOK) von Tierärzten veröffentlichte im April 2016 eine Stu-
Bei Deutsch-Kurzhaar gab es einige Jahre einen Zuchtrüden die über die Verbreitung von PRA und Katarakt bei Teckeln
– Zeros Silesia –, der im Zuchtgeschehen eine große Rolle über einen Zeitraum von 13 Jahren. Die Studie basiert auf
spielte. Seine Nachkommen werden auch heute noch in der den Daten von 12242 durch Ophtamologen untersuchten
Zucht eingesetzt. Zeros Silesia vererbte die Anlage zur Epi- Hunden im Zeitraum 1989 bis 2011. Die Ergebnisse: Im Un-
lepsie. Wissenschaftler sind sich heute sicher, dass epilep- tersuchungszeitraum sank der Anteil von Hunden mit PRA
toforme Anfälle multifaktorielle Ursachen haben. Eine davon von sechs auf 0,6 Prozent, bei erblichem Katarakt von 8,7
steckt in den Genen. Bei Zeros war es nun so, dass er auch auf 3,1 Prozent.
noch züchterisch eingesetzt wurde, obwohl seiner Besitzerin Die Schlussfolgerung daraus ist ziemlich simpel: Regelmä-
bekannt war, dass er Epilepsie vererbte. Als er schließlich ßige Augenuntersuchungen und Zuchtkontrolle (Tests!) sind
für die Zucht gesperrt wurde, hatte er einer gut dreistelligen ein wirksames Instrument zur Verringerung von erblichen
Nachkommenschaft seine Gene weitergegeben, mit denen Augenerkrankungen.
bis heute fleißig weitergezüchtet wird. Doch die Delegierten des DTK mit maßgeblicher Unterstüt-
Neben diesem Problem sind in den letzten Monate weitere zung durch den Hauptzuchtwart Dr. Karsten Schoeler lasen
Zwinger bekannt geworden, in denen mit Risikohunden ge- die bis dahin bekannten Untersuchungsergebnisse anders.
züchtet wird. Sie befanden, dass Augenerkrankungen in den Teckelrassen
nur noch eine geringe Rolle spielten. Also setzten sie die bis
Teckel dahin vorgeschriebenen Augenuntersuchungen aus…
Während in den Zuchtvereinen für Deutsch-Kurzhaar und
Deutsch-Wachtel einige wenige Personen, zumeist in den Es geht aber noch einen Tick schlimmer!
Vorständen, für katastrophale Fehlentwicklungen verant- 2003 machte der damalige DTK-Präsident Dieter Honsálek,
wortlich sind, sieht es im Deutschen Teckelklub anders aus. der rauhaarige Zwergteckel züchtet, in einem Wurf eine
Dort sind es gleich drei vererbbare Krankheiten, die sich in merkwürdige Entdeckung. Von den fünf gewölften Welpen
den unterschiedlichen Teckelrassen breit gemacht haben. einer Verpaarung wollten zwei nicht so richtig auf die Läu-
Zum einen sind das die beiden Augenkrankheiten PRA (Pro- fe kommen. Die beiden Welpen wurden liebevoll aufgezo-
gressive Retinaatrophie, Degeneration der Regenbogenhaut gen und mit großer Vorsicht behandelt. Als Züchterin Heike
auf dem Auge, was zum Erblinden führt) und Katarakt (Grau- Honsálek einmal das Futter zubereitete, rannten beide inzwi-
er Star). schen viereinhalb Monate alten Junghunde herbei. Einer der
Hunde stürzte, plötzlich drang Blut aus dem Fang. Einer ers-
ten Untersuchung durch einen Tierarzt folgte die Einschläfe-
rung beider Jnghunde.
Die Züchter sandten die Hunde zur Untersuchung an die
Tierärztliche Hochschule Hannover. Dort stellte sich heraus,
dass sich bei dem kleinen Wurm eine frisch gebrochene Rip-
pe durch die Lunge gebohrt hatte. Doch viel schlimmer: Pro-
fessor Tasso Leeb stellte Osteogenesis imperfecta (OI) bei
beiden Welpen fest – Glasknochenkrankheit.
Honsáleks hatten von der Glasknochenkrankheit bei Teckeln
noch nie etwas gehört und machten sich schlau. Sieben Jah-
re später erfuhren sie von dem inzwischen an eine Schwei-
zer Uniklinik gewechselten Professor Leeb, dass der Genort
für OI gefunden worden sei, ein Gentest entwickelt wurde
Mit Hilfe einer regelmäßig durchgeführten Augenuntersu- und dass diese immer tödlich verlaufende Krankheit nun mit
chung durch Ophtalmologen des Dortmunder Kreises kann einem entsprechenden Zuchtprogramm innerhalb weniger
leicht festgestellt werden, ob der untersuchte Teckel Träger Jahre in den Griff zu bekommen sei.
für PRA oder Katarakt ist. Zum anderen ist es die durch einen Als Präsident des DTK beantragte er, diesen Gentest ver-
Gentest feststellbare und ebenfalls zur Erblindung führende pflichtend für Zuchthunde einzuführen. Doch der Bundes-
crd-PRA bei Rauhaarteckeln. zuchtwart sowie viele Landesverbände und Züchter wehrten
Für Zuchthunde war die Untersuchung auf PRA/Katarakt im sich gegen den Vorschlag, der die Züchter immerhin Geld
zweijährigen Rhythmus im DTK auch mehrere Jahre zwin- gekostet hätte. Sie zwangen schließlich Dieter Honsalek im
gend vorgeschrieben. Die Folge: Der Dortmunder Kreis Jahr 2010, von seinem Amt als Präsident zurückzutreten.
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